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Brennessel (Urtica dioica/urens)

Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae)

Große Brennnessel: Urtica dioica

Kleine Brennnessel: Urtica urens

Weitere Namen

Donnernessel, Hanfnessel, Donnernettel, Feuerkraut, Gichtrute, Saunessel, Tausendnessel, Teufelskraut

Verwendete Pflanzenteile

Kraut, Samen, Wurzel

Beschreibung der Pflanze

Brennnessel-Arten wachsen als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, selten auch als Halbsträucher. Sie erreichen je nach Art, Standort und Nährstoffsituation Wuchshöhen von 1 – 3 Metern. Die grünen Pflanzenteile sind mit Brenn- sowie Borstenhaaren besetzt. Ihre oft vierkantigen Stängel sind verzweigt oder unverzweigt, aufrecht, aufsteigend oder ausgebreitet.

Die meist kreuz-gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreiten sind elliptisch, lanzettlich, eiförmig oder kreisförmig. Die Blattspreiten besitzen meist drei bis fünf (manchmal sieben) Blattnerven. Der Blattrand ist meist gezähnt bis mehr oder weniger grob gezähnt. Die oft haltbaren Nebenblätter sind frei oder untereinander verwachsen.

Bekannt und unbeliebt sind die Brennnesseln wegen der schmerzhaften Quaddeln (Schwellungen), die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen. Je nach Brennnesselart unterscheiden sich die Folgen, so ist beispielsweise die Brennflüssigkeit der Kleinen Brennnessel (Urtica urens) wesentlich schmerzhafter als die der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Diese Brennhaare wirken als Schutzmechanismus gegen Fraßfeinde und sind überwiegend auf der Blattoberseite vorhanden. Es gibt „weibliche“ und „männliche“ Brennnessel.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Es besteht eine Verwechslungsgefahr mit der Taubnessel, die aber keine Brennhaare hat. Außerdem hat die Taubnessel hübsche Blüten und ist nicht giftig.

Standort

Jeder Boden, Sonne bis Halbschatten, man findet die Brennnessel in der Nähe von menschlichen Behausungen, an Zäunen, Schuttplätzen, Ödland und an Grabenrändern, Waldrändern.

Wie erkenne ich die Brennnessel?

  • Bei Berührung brennt die Haut.
  • An der üppigen Verbreitung, sie wächst selten alleine.
  • An dem Vorhandensein von männlichen Pflanzen, deren Blüten nur Blütenstaub enthalten und weiblichen, die kleine grüne, später dunkelbraune Früchte bilden.

Blütezeit

Juni bis September

Sammelzeit

Junge Blätter von März bis Oktober, Wurzel von Frühjahr bis Herbst, Früchte/Samen der weiblichen Pflanze, wenn sie dunkelbraun sind.

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Vitamin C, Mineralstoffe (Eisen)

Mythos/Geschichte

Brennnesseln gehören zu den ältesten Zauberkräutern. Schon in der germanischen Mythologie galt die Brennnessel als heilig und wurde dem Gott Donar (auch Thor genannt) zugeordnet. Donar war zuständig für Blitz und Donner. Wie Blitze brennende Feuer entfachen können, so kann das auch die Brennnessel auf unserer Haut. Von dieser Verknüpfung zeugt noch heute der mancherorts übliche Name „Donnernessel“. So wurde die Brennnessel dann auch genutzt, um das Haus vor Blitzeinschlag zu schützen. Mancherorts sagt der Brauch, dass da wo Brennnesseln stehen, der Blitz nicht einschlägt.

Weitere Bräuche....

  • Am Gründonnerstag Brennnesselgemüse essen, soll vor Geldnot für das folgende Jahr schützen.
  • 5 Nesselblätter in der Hand halten, befreit von Furcht und man behält einen kühlen Verstand.
  • Am Johannistag Brennnesselpfannkuchen essen und man ist gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit.

Warum ist die Pflanze gesund? Was sagt die Volksheilkunde?

In der Volksmedizin wird die Brennnessel zu Entgiftung und Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren empfohlen. Sie ist eine hervorragende Stoffwechselpflanze. Als Frühjahrskur wirkt sie Wunder, indem sie all die Schlacken des Winters aus dem Körper ausspülen soll. Für Hippokrates, den berühmtesten Arzt der Antike, war die Brennnessel die wichtigste Pflanze zur Blutreinigung. Sie soll eine der wichtigsten Heilpflanzen zur Vermeidung von Blutarmut und Eisenmangel sein.

Vitalisierungsmittel für die Leber, Bauchspeicheldrüsen, Magen, Darm und Galle. Sie soll zur Vorbeugung von Nierenerkrankungen helfen, ebenso bei Harnwegsinfekten. Weil die Brennnessel Harnsäure austreibt, soll sie sehr hilfreich für Gicht- und Rheuma-Kranke sein.

Eigenschaften

stoffwechselanregend, blutdrucksenkend, wassertreibend, stärkend, blutreinigend, cholesterinsenkend

Die Brennnessel in der Küche

Da die Brennnessel nicht nur heilkräftig ist, sondern auch Nähr- und Vitalstoffe in der Kombination mit einem cremig-milden Geschmack schenkt, kann Sie ganz hervorragend zu köstlichen Gerichten verwandelt werden. Neben Eisen enthält Sie gleichzeitig äußerst reichlich Calcium (sechsmal soviel wie Kuhmilch). Die Brennnessel enthält siebenmal soviel Vitamin C wie Orangen und erreicht die Hälfte der Carotin- Menge von Karotten. Da sie sogar bis zu 9 % Eiweiß liefert, ist sie ein Gemüse, das sich sehr gut als Grundnahrungsmittel eignet.

Den besten Geschmack haben die ersten, etwa 20 Zentimeter langen oberirdischen Pflanzenteile im Frühjahr, bei älteren Pflanzen die Triebspitzen. Die Samen der Brennnessel eignen sich geröstet zum Verzehr. Die Nesselhaare kann man bei der rohen Verwendung folgendermaßen entfernen: Indem man die Blätter in ein Tuch wickelt und stark wringt, mit dem Nudelholz gut durchwalkt oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht. Kochen, sowie kurz blanchieren, für z. B. Brennnessel-Spinat oder -Suppe macht die Nesselhaare ebenfalls unschädlich. Auch durch trocknen verlieren Sie ihre reizende Wirkung.

Sonstiges

Färberpflanze

Lange Zeit gehörte die Brennnessel zu den Färbekräutern. Wolle kann man mit ihrer Wurzel wachsgelb färben und mit den oberirdischen Teilen erhält man ein kräftiges Graugrün. Da dieser Farbton stark vom Zeitpunkt des Pflückens/Färbens abhängt, ist die Methode für die Massenproduktion ungeeignet und deshalb weitgehend in Vergessenheit geraten.

Handwerk

Die Brennnessel wurde vor dem Zeitalter der Baumwolle häufig als Faserpflanze verwendet. Gelegentlich kann man noch Seile oder Bekleidung erwerben.

Garten

Brennnesseljauche ist ein hervorragender natürlicher Pflanzendünger. Man sammelt dazu reichlich Kraut und setzt es in einem Behälter mit Wasser an. Nach etwa 2-3 Wochen fängt es ordentlich zu stinken an. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ist die Jauche fertig und kann in einer Verdünnung 1:20 zum Einsatz kommen.

Rezepte


Brennessel-Sirup

1 Liter Wasser

600 g Rohrzucker

Ca. 30 Spitzen von Brennnessel

2 kleine Bio-Zitronen

 

Wasser mit dem Rohrzucker aufkochen, abkühlen lassen, über die Brennesselspitzen geben mit Zitronenscheiben dazu und 24 Stunden ziehen lassen. Anschließend abfiltern. Den Sud nochmals ganz kurz aufkochen und in sterile Flaschen füllen.


Brennessel-Pesto

1 Litermaß frische junge Brennnesseln

Olivenöl

30 g. Pinienkerne

Haselnüsse

Sonnenblumenkerne

Salz

Pfeffer

(Knoblauch)

Gundermann

Giersch

 

Brennnesseln ohne Stiel, Olivenöl und Nüsse oder Kerne im Mixer oder Mörser fein zerkleinern, Gewürze dazugeben und alles zu einer homogenen Masse verarbeiten. Bei Bedarf kann man auch gerne 40 g Parmesan dazu mischen. Auf Weißbrotscheiben genießen!